August Johann Rösel von Rosenhof: Naturgeschichte der Frösche. Nürnberg 1758. 

Rösel von Rosenhof, August Johann: Historia naturalis ranarum nostratium in qua omnes earum proprietates, praesertim quae ad generationem ipsarum pertinent, fusius enarrantur… Die natürliche Historie der Frösche des hiesigen Landes … mit einer Vorrede Herrn Albrechts von Haller. Nürnberg: J. J. Fleischmann 1758. 46 x 31 cm. Mit gest. koloriertem Frontispiz von Tyroff nach Rösel, 24 kolorierten Kupfertafeln und einer Suite von 24 (unkolorierten, wiederholten) Kupfertafeln von Heumann, Tyroff, Joninger u.a. nach Rösel sowie 8 gest. Vignetten von Heumann nach Rösel und Tyroff nach Preißler. 4 Bl., VIII, 115 S., 1 nn. S. Marmorierter Ganzlederband der Zeit.

„Ein Künstler erforscht die Welt der Frösche – Ohne Zweifel – das künstlerisch schönste Werk der gesamten herpetologischen Literatur.“ (Heinz Tunner).

Eigentlich war die (Kunst-) Welt für August Johann Rösel von Rosenhof (1705-1759) in bester Ordnung, denn nach seiner Ausbildung zum Kupferstecher und Miniaturmaler in seiner Heimatstadt Nürnberg folgten bald zahlreiche lukrative Aufträge und im Sommer 1726 gar eine Einladung an den dänischen Hof Christians VI. Dort war man von Rösels künstlerischen Fähigkeiten derart begeistert, daß man ihn mit einer lebenslangen, gut dotierten Stelle als Porträtmaler lockte, aber Rösel lehnte ab, er wollte  „frei bleiben“.

Auf dem Rückweg von Kopenhagen nach Nürnberg machte man Halt in Hamburg, wo er das erste mal auf das Werk von Maria Sibylla Merian stieß, deren Kupferstichwerk über die Metamorphose der Schmetterlinge ihn derart nachhaltig beeindruckte, daß er beschloss, sich völlig seiner jugendlichen Leidenschaft für die Naturbeobachtung und Zeichnung hinzugeben.

Kaum daheim angekommen besuchte er Vorlesungen zur Naturkunde, studierte Buch um Buch und fertigte sogar eigene Mikroskope und Ferngläser zur Naturbeobachtung an.

Ab 1746 schließlich veröffentlichte er die „monatlich-herausgegebenen Insecten-Belustigung“, die heute als eine Urform periodischen, wissenschaftlichen Publizierens gilt und überreich mit seinen kolorierten Kupferstichen illustriert war.

Ab 1750 wandte er sich immer mehr den Kriechtieren und Fröschen zu und veröffentliche schließlich die hier vorliegende „Naturgeschichte der Frösche“, der (auf dem Titelblatt bereits angekündigt) weitere Bände über Schwanzlurche und Eidechsen folgen sollten, was jedoch sein früher Tod 1759 verhinderte.

Das Werk umfasst 24 großformatige Tafeln in je einer kolorierten und unkolorierten Variante mit ausführlichen Beschreibungen und Kommentaren. Diese Kommentare befassen sich nicht nur mit der Morphologie der Tiere, sondern beschreiben auch akribisch deren Fortpflanzung in Paarung und Eiablage.

Rösel scheut sich nicht die Sezierung der Tiere detailgenau abzubilden und spannt sie auch in den Kupferstichen „fast kreuzigungsgleich“ auf, um jedes noch so winzige Detail von Hand auszumalen.

Scho und Solder betrachten halb fasziniert, halb verstört dieses beeindruckende herpetologische Werk und gehen den Fragen nach, ob nicht Künstler manchmal die „besseren“ Wissenschaftler, ob Frösche sympathischer als Kröten sind und wo eigentlich der Charme heutiger wissenschaftlicher Werke geblieben ist. (MS)

Bibliographie: Nissen ZBI 3464. Junk, Rara 162f. Graesse VI, 146. –


Präteritum besser?