Josef Albers: Interaction of Color. J. Keller Verlag, Starnberg 1973.
Josef Albers (Bottrop 1888 – 1976 New Haven), Künstler, Kunsttheoretiker und Lehrer am Bauhaus Weimar, Bauhaus Dessau, dem Black Mountain College und der Yale-University, bei dem so bekannte Künstler*innen wie Donald Judd, Eva Hesse, Robert Rauschenberg und Cy Twombly studierten, widmet sein berühmtestes Werk von nur 1000 Exemplaren in der deutschen Ausgabe, des 1963 zuerst in Yale erschienenen Jahrhundertwerks, eben diesen: „Dieses Buch ist mein Dank an meine Studenten“.
Auf 81 Doppelbögen treten farbige Siebdruck-Tafeln in jene Interaktion miteinander, in der sie offenbaren: Farben sind nicht, was sie sind, sondern sie sind das, was wir sehen. Und dieses Sehen lässt sich immerzu täuschen. Wahrnehmung entspricht nicht der Wahrheit, sondern verändert sich mit den Formen, Farben und ihrer Interaktion. Sehen lernen bedeutet einsehen lernen, dass man nicht sieht, was man weiß, sondern wissen lernen sollte, was man sieht.
Albers‘ Werk ist eines der Experimente. Die Losen Tafeln finden sich mit Kommentarheft und Textband in einem weißen Schuber von 36 x 27 cm und vielleicht erinnert die Kiste nicht von ungefähr an den Umfang von Tapetenbüchern bei dem Sohn eines Malermeisters. Wie mickrig nimmt sich dagegen der Nachdruck aus, den man 2013 zum 50jährigen Jubiläum bei der Yale University Press als Taschenbuch herausgab. Hier liegt mit der deutschen Ausgabe von 1973 strenggenommen gar kein Buch oder Buchobjekt vor, sondern eine Art Bausatz für eine Ausstellung. In der wir von Nachbildern erfahren, wie von der Einsicht, dass wir nie auch nur annähernd an das gleiche Rot denken, wenn wir an Rot denken. Und man könnte meinen, dass Albers auch ein bisschen Schabernack betrieb mit dem sprichwörtlichen Balken vor den eigenen Augen, den man nicht sieht und den es hier in verschiedenen Rot- wie Blautönen als Stapelware gibt. Wenn sie also mal wieder ein Brett vorm Kopf haben, merken sie sich seine Farbe oder was sie dafür halten oder ist ihnen noch nie aufgefallen, ganz ohne farbenblind zu sein, dass es am allerschwierigsten ist, sich darüber zu verständigen, was welche Farbe hat? Bis heute wurden mehr als 250.000 Exemplare in den verschiedensten Ausführungen von „Interaction of Color“ verkauft, immer noch viel zu wenige! Ein Buch muss die Farbe sein für den White Cube in dir. (XO)
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